Einreichungsfrist
01. Februar – 23. April 2025
Themenfelder
Der 30. DGfE-Kongress in München möchte „Brüche“ in der Erziehungswissenschaft aus (teil)disziplinübergreifenden Perspektiven betrachten. Mögliche Fragestellungen und Themenfelder umfassen unter anderem:
Bildungsbiographien und ihre Brüche
Für die individuelle Entwicklung über die gesamte Lebensspanne und die Konstitution der eigenen Identität sind Übergänge, Krisen und deren Bewältigung konstitutiv. Sie eröffnen biographische Gestaltungsmöglichkeiten, zeigen aber auch strukturelle Grenzen der Gestaltbarkeit jenseits einer Normalbiographie auf. Was bedeuten biographische Brüche für die Individuen und für die Fragen nach Chancengerechtigkeit und Teilhabe? Wie können sie empirisch erforscht und durch pädagogische Interventionen aufgefangen werden? Hier ist die gesamte Lebensspanne von der Kindheit über die Jugend bis ins hohe Erwachsenenalter erziehungswissenschaftlich in den Fokus zu rücken, um die Bildungsaussichten und das Wohlbefinden über die Generationen im Rahmen inklusiver und partizipativer Ansätze zu verbessern.
Digitale Transformation und die Folgen für das Bildungssystem
In einer Gegenwart, die von Digitalität geprägt ist, werden die Auswirkungen von Digitalisierung auf alle Bereiche des Bildungssystems immer öfter als Bruch erlebt. Gerade Entwicklungen im Bereich künstlicher Intelligenz stellen persönliche Werte, Kompetenzen und Qualifikationen in Frage und – damit verbunden – auch Aspirationen oder ganze Werdegänge. Auf Chancen und Risiken einer oft sehr schnelllebigen Entwicklung in der Digitalisierung zu blicken, bedeutet auch, sich der eigenen Situiertheit als Forschende bewusst zu werden und sich beständig auch bislang bewährter Methoden und Konzepte zu befremden und sie unter Einsatz digitaler Medien, wo möglich, auch weiterzuentwickeln. Welche Perspektiven ergeben sich durch die digitale Transformation für pädagogisches Handeln? Was bedeutet das für die Ausgestaltung von Lehr-Lern-Situationen und Interaktionen? Wie können Menschen auf den Umgang mit Technologien vorbereitet werden?
Brüche in pädagogischen Einrichtungen und Professionalisierung pädagogischer Fachkräfte
Der massive Fachkräftemangel in vielen Bereichen des Erziehungs- und Bildungssystems gefährdet die Qualität professionellen Handelns in mindestens zweierlei Hinsicht: Einerseits lassen sich pädagogische Konzepte mit fehlenden personellen Ressourcen möglicherweise nicht in der erforderlichen Qualität und Quantität realisieren, andererseits droht durch den Bruch mit Qualifikationsanforderungen in pädagogischen Organisationen und Institutionen eine Deprofessionalisierung. In der aktuellen Diskussion um den Lehrkräftemangel im Schulsystem wird das in besonderer Weise deutlich. Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an Fachkräfte, z.B. durch einen höheren Anteil von Kindern mit Zweitsprache Deutsch. Worin liegen die Ursachen hierfür und wie können angemessene Reaktionen auf diese Situation aussehen? Mit welchen weiteren Brüchen werden pädagogische Fachkräfte im Rahmen ihrer Aus-, Fort- und Weiterbildung konfrontiert? Wie können (Ab)Brüche in der schulischen, aber auch wissenschaftlichen Laufbahn (z. B. prekäre Beschäftigungsbedingungen in Qualifizierungsphasen) aus grundlagentheoretischer, didaktischer, historischer, bildungspolitischer bzw. schul- und organisationspädagogischer Perspektive thematisiert und abgemildert werden? Wie spiegeln sich Brüche in Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe wider?
Bildungsphilosophische, anthropologische und phänomenologische Dimensionen
Prozesse der Erziehung und Bildung sind untrennbar mit Spannungen und Brüchen verbunden, da sie sich in einem zunehmend komplexeren und dynamischeren Feld gesellschaftlicher Veränderungen und widersprüchlicher Erwartungen vollziehen. Wie können mögliche Widerstände, Abbrüche und Erfahrungen des Scheiterns theoretisch reflektiert und als Problemhorizonte besser sichtbar gemacht werden? Welche Anschlüsse, Neuentdeckungen oder Relektüren ermöglicht ein grundständig frakturales und damit lebensweltlich orientiertes Nachdenken über Erziehung und Bildung? Da Brüche häufig auch auf sozial konstruierte Strukturen, Zuschreibungen sowie Normativitäten theoretischer Vorannahmen und Setzungen verweisen, stellt sich die Frage, wie diese zum Beispiel im Rahmen eines ideologiekritischen oder poststrukturalistischen Denkens durch- und aufgebrochen werden können. Welchen Beitrag zur pädagogischen Bearbeitung von Brüchen können Theorien leisten und welche Fokussierungen gehen mit ihnen einher?
Gesellschaftspolitische Dimension
Die Folgen globaler Problemlagen wie Klimawandel, Pandemien oder Krieg und Flucht münden immer häufiger in politische Radikalisierung und die Stärkung autoritativer Systeme. Diese auch als disruptiv erfahrbaren Veränderungen können auch auf individueller Ebene einschneidende Folgen zeitigen. Erziehungs- und Bildungsinstitutionen sind davon unmittelbar betroffen und werden gleichzeitig als Problemlöserinnen adressiert. Wie beeinflussen soziale Brüche und Konfliktlagen, die durch Ungleichheit, Benachteiligung und politische Spaltungen hervorgerufen werden, unsere Sicht auf die Gesellschaft sowie das Bildungs- und Wissenschaftssystem? Welchen Beitrag kann die Erziehungswissenschaft zur Bearbeitung aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen leisten? Welche Zugänge (z. B. Interkulturelle Bildung, Migrationsforschung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Bildungssoziologie) sind hilfreich zur Beantwortung aktueller gesellschaftspolitischer Fragen, und welche bildungspolitischen Antworten lassen sich aus den jeweiligen Forschungsergebnissen ableiten?
Disziplinpolitik und Wissenschaftsforschung
Brüche durchziehen nicht nur Individualbiographien, sondern auch die pädagogische Ideen- und Theoriegeschichte – sei es durch Abbrüche von Denk- und Forschungstraditionen, Paradigmenwechsel, Brüche und Ausbrüche innerhalb von Forschungsgemeinschaften oder bruchstückhafte Überlieferungen des Methoden- und Theoriekorpus sowie fundamentale Neuausrichtungen innerhalb der Fachdisziplinen. Auch die Bearbeitung von Brüchen kann ihrerseits wieder neue Friktionen hervorbringen (z. B. differenzsensible Sprache). Wie lassen sich solche Brüche wissenschaftshistorisch einordnen? Welche aktuellen Umbrüche prägen die Disziplin (z. B. Umwidmungen und Denominationsänderungen, Abwanderungen der Expertise in andere Fachdisziplinen)?
Angesichts der erkennbar großen Bandbreite an möglichen Zugängen sowie der Verwobenheit von Brüchen auf unterschiedlichen Ebenen ermutigen wir dazu, aus allen Sektionen der Fachgesellschaft theoretische, historische, didaktische und empirische Beiträge einzureichen. Interdisziplinäre und internationale Perspektiven sind besonders willkommen.
Hinweise zur Einreichung
- Beiträge müssen über ConfTool fristgerecht bis Mittwoch, 23. April 2025 (23:59 Uhr) eingereicht werden (LINK).
- Zu jedem Symposium, jeder Arbeitsgruppe und jedem Forschungsforum muss ein Mantelabstract hochgeladen werden. Dabei handelt es sich um eine Beschreibung des beitragsübergreifenden Konzepts Ihres Beitrags. Hierfür sind max. 4.000 Zeichen inkl. Leerzeichen vorgesehen. Die Vorlage kann über den Button am Anfang dieser Seite heruntergeladen werden und sollte in ConfTool (nach Bearbeitung) als PDF hochgeladen werden.
- Zu einer Einzeleinreichung für ein Themenforum muss KEIN Mantelabstract hochgeladen werden.
- Für die einzelnen Beiträge eines Symposiums, einer Arbeitsgruppe oder Forschungs- und Themenforums sind max. 1.500 Zeichen inkl. Leerzeichen vorgegeben. Diese Informationen können direkt in ConfTool eingegeben werden.
- Es ist keine Anonymisierung von Namen, Forschungstitel o. Ä. notwendig. Stattdessen gelten strenge Befangenheitsregelungen (s. u.).
- Alle Referierenden müssen sich ab Oktober 2025 als Teilnehmende zum Kongress anmelden und den Teilnahmebeitrag entrichten.
Doppeleinreichungsverbot
Pro Person kann nur ein Beitrag eingereicht werden. Es werden keine Doppeleinreichungen für Beiträge in Symposien, Arbeitsgruppen und Forschungsforen sowie für die Beteiligung an Einreichungen anderer Kolleg:innen zugelassen.
- Ausgenommen ist die Übernahme der Rolle als Chair/Moderator:in sowie Diskutant:in.
- Ausgenommen sind Personen, die vom Vorstand zu Parallelvorträgen eingeladen werden.
- Ausgenommen sind Einreichungen ausschließlich von Wissenschaftler:innen in Qualifizierungsphasen für Einzelbeiträge für Themenforen. Hier gilt: Neben der Einreichung eines Beitrags an einem Symposium, einem Forschungsforum oder einer Arbeitsgruppe ist die Einreichung eines Einzelbeitrages möglich.
Diesen Regelungen entsprechend gilt ein Doppelauftrittsverbot.
Die mögliche Wiedereinreichung eines abgelehnten Beitrags als Poster wird nicht reglementiert/nicht als Doppeleinreichung gewertet.
Anonymisierung & Befangenheit
Beiträge werden nicht anonymisiert eingereicht. Stattdessen gelten Befangenheitskriterien in Anlehnung an die Regelungen der DFG.
Bei Vorliegen folgender Umstände ist grundsätzlich ein Ausschluss vorgesehen:
- Verwandtschaft, Ehe, Lebenspartnerschaft, eheähnliche Gemeinschaft, enge (wissenschaftliche) Freundschaft oder Konflikte und Konkurrenzverhältnisse.
- Dienstliche Abhängigkeit oder Betreuungsverhältnis (einschließlich der Postdoc-Phase) bis sechs Jahre nach Beendigung des Verhältnisses.
- Zugehörigkeit oder angestrebter/bevorstehender Wechsel zum selben Fachbereich/Institut bzw. zur selben außeruniversitären Forschungseinrichtung.
- Derzeitige oder geplante enge wissenschaftliche Kooperation, gemeinsame Antragstellung oder Publikation (nicht Herausgeber:innenschaft).
- Enge wissenschaftliche Kooperation innerhalb der letzten drei Jahre, z.B. im Rahmen gemeinsamer Projektarbeit oder gemeinsamer Publikationen (außer Herausgeber:innenschaft).
Weitere Informationen zum Auswahlprozess finden Sie HIER.
Kontakt
Bei Fragen können Sie sich gerne jederzeit an unser Kongressbüro (Ansprechperson: Sabrina Grunau) wenden. Bitte beachten Sie, dass das Büro nur halbtags besetzt ist und eine Beantwortung Ihrer Frage ggf. etwas länger dauern kann.
E-Mail: dgfe2026@edu.lmu.de